Beim Meditieren gestört zu werden ist unangenehm. In einem Moment fühlen wir uns ruhig und sind konzentriert nach Innen gerichtet und im nächsten Moment werden wir im wahrsten Sinne des Wortes aus der Meditation geworfen. Vielleicht klingelt der Postbote, ein Familienmitglied kommt ins Zimmer oder es tritt eine andere unerwartete Empfindung auf.
Im schlimmsten Fall kann es dafür sorgen, dass sich die vorherige Ruhe in eine sehr unangenehme Unruhe umwandelt, schon fast zu Stress. Bei einer meiner ersten Meditationen war das so.
Ich war komplett konzentriert auf den Atem – oder habe versucht, konzentriert zu sein – und dann kam meine Mutter ins Zimmer gestürmt. Als sie gesehen hat, dass ich meditiere, hat sie sich entschuldigt und ist schnell wieder raus.
Danach habe ich mich komplett durcheinander gefühlt. Ich war zappelig und konnte für ein paar Minuten keine Ruhe finden – weder körperlich noch geistig. Es war sehr unangenehm. Aber warum trat diese Unruhe auf, nachdem ich beim Meditieren gestört wurde? Damals fiel mir darauf keine plausible Antwort ein, aber heute weiß ich es:
Ich war davon überzeugt, dass es mich stören würde. Diese Überzeugung hat die Störung und die damit verbundene Unruhe erzeugt, nicht das Ereignis selbst.
Bevor ich angefangen habe zu meditieren, habe ich, wahrscheinlich wie du auch, alles Mögliche über Meditation aufgesaugt. Ich wollte bloß nichts falsch machen. In den Artikeln, die ich las und den Videos, die ich schaute, wurde immer wieder erwähnt, wie wichtig es ist, während der Meditation nicht gestört zu werden. Wirklich erklärt wurde es nicht – oder ich habe es einfach nicht verstanden – aber angenommen habe ich diesen Glauben trotzdem für mich; es machte ja irgendwie Sinn.
Als dann meine Mutter in mein Zimmer kam, reagierte mein Geist sofort entsprechend dieser Überzeugung: „Oh nein, ich darf während des Meditierens nicht gestört werden, das ist schlecht.“ Und was ist passiert? Es hat mich gestört. Extrem. Aber nicht, weil es grundsätzlich störend ist, wenn jemand ins Zimmer kommt, sondern weil ich davon überzeugt war, dass es meine Meditation und mich stören würde.
Was also ist die Lösung für dieses Problem?
Innere und äußere Störungen
Zuerst müssen wir verstehen, dass grundsätzlich ALLES als Störung empfunden werden kann. Wenn du willst, kannst du dich beim Meditieren sogar vom Atmen ablenken und stören lassen. Es ist alles eine Frage der eigenen Einstellung und Sichtweise.
Grob unterscheiden können wir zwischen inneren und äußeren Störungen. Äußere Störungen sind Dinge, die sich außerhalb von unserem Körper und Geist abspielen; wie meine Mutter, die ins Zimmer gestürmt kam. Auch Geräusche, Gerüche und klimatische Einflüsse fallen darunter.
Innere Störungen sind in der Regel subtiler und weniger einfach ausfindig zu machen. Manchmal verstecken sie sich oder geben sich als etwas aus, das sie nicht sind. Zum Beispiel kann sich eine innere Unruhe in Form von körperlicher Hitze oder Kälte ausdrücken. Auch können sie emotional einen Einfluss nehmen. Solche inneren Störungen können wirklich tückisch sein. Doch wie gehen wir am besten mit ihnen um?
Wie wir mit Störungen beim Meditieren umgehen können
Die Antwort ist: Gar nicht. Nicht mit ihnen umzugehen und nicht auf sie zu reagieren ist die einfachste Methode, mit ihnen umzugehen. Erst wenn wir sie nicht mehr loswerden wollen, werden wir sie los. Das heißt: Erst wenn wir eine Empfindung nicht mehr als Störung betiteln und als solche verurteilen, wird sie uns nicht mehr stören.
Das hört sich vielleicht erst mal unmöglich an. Anfangs ist eine Störung ja nun mal eine Störung und uns etwas anderes einzureden ist Unsinn. Aber mit etwas Übung können wir uns angewöhnen, Störungen anders wahrzunehmen; und zwar so, dass sie nicht mehr störend sind.
Unsere Reaktion beobachten
Das Wichtigste dabei ist, dass wir unsere erste instinktive Reaktion beobachten, sobald eine Störung auftritt. Was denken und was fühlen wir? Wie sind wir gegenüber der Störung eingestellt? Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass wir unterschwellig eine Abneigung gegen sie empfinden und sie so schnell wie möglich loswerden wollen.
Das zu erkennen ist entscheidend. Erst wenn wir unsere Reaktion sachlich beobachten und uns ganz ehrlich eingestehen können, haben wir die Möglichkeit, sie zu verändern.
Unsere erste unbewusste Reaktion beruht auf den Überzeugungen und Glaubenssätzen, die wir uns unser ganzes Leben über angesammelt haben. Entsprechend unserer vergangen Erfahrungen reagieren wir auch jetzt auf Eindrücke und Erfahrungen.
Wenn wir dieses Muster bewusst beobachten, entsteht eine Lücke zwischen dem Impuls und unserer Reaktion auf ihn. Durch diese Lücke können wir noch einmal innehalten und überprüfen, ob wir überhaupt so reagieren wollen, wie wir es jetzt tun würden. Ist die äußere oder innere Wahrnehmung überhaupt störend? Oder ist es unsere Reaktion, die entscheidet WIE etwas ist?
Unsere Überzeugungen überprüfen
Wenn wir unsere Reaktionen beobachten, werden wir früher oder später mit unseren Überzeugungen konfrontiert. Denn unterbewusst handeln wir immer entsprechend des Bildes, das wir von uns selbst und von der Welt haben. Wenn wir uns sagen, dass das Hupen eines Autos störend ist und uns vom Meditieren ablenkt, dann wird es genau das tun. Haben wir jedoch keine derartige Überzeugung, dann wird das Hupen kurz und neutral wahrgenommen, ohne jedoch einen Einfluss auf uns zu haben.
Unsere grundlegenden Überzeugungen herauszufinden ist daher sehr sinnvoll; generell für unsere persönliche Entwicklung, aber vor allem auch für unsere Meditationspraxis.
Unsere Überzeugungen zu ermitteln ist nicht schwer. Sie begleiten uns durch den ganzen Tag. In jeder Situation und Beziehung kommen unsere tiefen Überzeugungen ans Tageslicht. Uns selbst als Person von einer gewissen Distanz zu betrachten und zu analysieren, kann daher schon sehr aufschlussreich sein.
Um unsere Überzeugungen in Bezug auf das Meditieren und störende Eindrücke herauszufinden, können wir uns einfach mit Stift und Papier hinsetzen und uns selbst ein paar Fragen stellen. Wichtig dabei ist, dass wir total ehrlich zu uns sind, auch wenn es unangenehm ist. Das Geschrieben muss nie jemand lesen und kann danach vernichtet werden.
Mögliche Fragen sind um Beispiel:
- Was stört mich beim Meditieren? Schreibe alles auf, was dich stören könnte.
- Warum stört es mich? Finde heraus, warum es dich stört. Welche andere Überzeugung von dir wird von der Störung angegriffen?
- Muss es mich stören? Das ist vielleicht die beste Frage. Muss dich die Erfahrung stören oder kannst du sie auch einfach akzeptieren?
Es gibt viele weitere mögliche Fragen mit denen du dich kreativ austoben kannst. Du kannst mit ihnen Schritt für Schritt tiefer gehen und so mehr über dich selbst und deine Art zu denken und zu reagieren herausfinden.
Alles zum Teil der Meditation machen
Nachdem wir unsere eigenen Reaktionen beobachtet und unsere Überzeugungen herausgefunden haben, stellen wir meist fest, dass uns nichts stören muss. Nichts ist von sich aus störend, sondern wird erst vom Denken dazu gemacht. Der Prozess vom ersten Impuls bis hin zu unserer Reaktion scheint anfangs oft wahnsinnig schnell und unmöglich zu unterbrechen. Doch mit Übung können wir ihn verlangsamen und ganz bewusst werden lassen.
Dann haben wir die Möglichkeit, auf keine Erfahrung mehr so zu reagieren, dass sie uns stört. Unangenehme Empfindungen werden immer wieder auftreten, aber wir sind nicht mehr so sehr an sie verhaftet und können sie gleichmütig akzeptieren. Letztlich werden sie Teil unserer Meditation und ganz in unsere Aufmerksamkeit eingeschlossen.
Dies können wir auch ganz bewusst üben. Wann auch immer etwas auftritt, das uns im ersten Moment ablenkt und als störend erscheint, können wir es einfach zum Objekt unserer Meditation machen. Nur wenn Trennung besteht zwischen dem, was ist und dem, was wir gerne hätten, gibt es eine Störung. Akzeptieren wir es jedoch und laden es zu unserer Meditation ein, dann kann uns nichts mehr beim Meditieren stören.
Mit störenden Gedanken umgehen
Vielleicht kennst du das Phänomen: Du setzt dich zum Meditieren hin und plötzlich sind da viel mehr Gedanken als zu vor. Anstatt deinen Geist zu leeren und zur Ruhe zu finden, scheint die Meditation genau das Gegenteil zu bewirken. Viele Anfänger denken das sei ein Problem und dass die Meditation ihn nicht gut tue.
In Wirklichkeit werden durch die Meditation nicht mehr Gedanken erzeugt. Es kommen jedoch all die Gedanken an die Oberfläche, denen sonst keine Beachtung geschenkt wird. All die Gedanken waren schon immer da, aber wir haben sie einfach nie bewusst wahrgenommen.
Einige dieser Gedanken können sehr störend sein, vielleicht sogar quälend und einfach nur von Grund auf negativ. „Wie kann ich nur sowas denken? Was ist los mit mir?“ Oft habe ich mir diese Fragen gestellt und probiert, die negativen Gedanken loszuwerden. Aber genau da liegt die Krux.
Wir werden die Gedanken nicht los, indem wir sie von uns schieben. Es bringt nichts, sie gewaltsam abzuschalten oder zu unterdrücken. Dann verstecken sie wir nur wieder in der dunklen Ecke unseres Geistes, von der sie hergekommen sind.
Wenn wir wirklich frei von ihnen werden wollen, müssen wir ihnen den Raum geben, sich zu zeigen. Sie wollen gesehen werden und das müssen wir ihnen ermöglichen. Das heißt nicht, dass wir sie ausleben. Ganz im Gegenteil. Es heißt, dass wir sie ganz sachlich betrachten, als das, was sie sind: Gedanken. Wolken, die vorbeiziehen. Nicht mehr und nicht weniger.
Es liegt an uns, aber …
Das nichts von sich aus störend ist bedeutet nicht, dass wir uns beim Meditieren gezielt dem aussetzen sollten, das uns (noch) stört. Hin und wieder können wir das tun, um unsere Toleranz gegenüber dem, was wir als störend empfinden, zu erweitern. Unsere tägliche Meditationspraxis sollte jedoch trotzdem einen ruhigen und freundlichen Raum für uns erzeugen, in dem wir uns wohlfühlen.
Soweit es möglich ist, sollten wir unsere Meditation daher so vorbereiten und planen, dass wir uns mal wirklich ganz aufmerksam dem zuwenden können, was sich uns abspielt. Dann macht das Meditieren am meisten Spaß und erfüllt seinen Zweck.
Wenn dann jedoch eine störende Erfahrung auftaucht, sollten wir sie nicht verurteilen oder loswerden wollen. Wir können sie einfach in unsere Meditation mit einschließen und ganz auf uns wirken lassen. Meistens sind es die Dinge, die wir nicht mögen, die uns am meisten über uns zeigen.
Ja das ist ein Problem für mich , die stőrenden Gedanken in die Meditation zu integrieren , und sie gleichzeitig nur zu beobachten oder zu betrachten . Ist das nicht ein Widerspruch- integrieren bedeutet doch mit einzubeziehen und dann stören diese , eben , störenden Gedanken doch wieder.
Natürlich kommt es auf die Intensität der störenden Gedanken an , manchmal verschwinden sie in den Wolken . Darum beobachte ich gerne Wolken. Bei heftig störenden Gedanken ist es unangenehm ihnen Raum zu geben und die Meditation ist im Eimer .