Der Unterschied zwischen Achtsamkeit und Meditation

Begriffe wie Achtsamkeit und Meditation sind heute in aller Munde. Oft werden sie im selben Atemzug genannt, wenn es darum geht, bewusster zu leben. Das ist verständlich, denn es gibt zwischen ihnen wirklich viele Gemeinsamkeiten. Jedoch gibt es einen grundsätzlichen Unterschied, den wir kennen sollten.

Achtsamkeit beschreibt das bewusste Erleben des gegenwärtigen Moments. Was passiert spielt dabei gar keine Rolle. Allein wie wir es erleben ist entscheidend. Achtsamkeit kann also immer und überall geübt werden.

Meditation hingegen umfasst ein breites Spektrum an verschiedenen, meist formellen Übungen, die auf das Kultivieren von bestimmten Fähigkeiten und Zuständen abzielen. Achtsamkeit zu entwickeln ist dabei oft ein, aber nicht das einzige Ziel.

Was genau ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit ist der Zustand, in dem wir mit unserem Bewusstsein vollständig im Hier und Jetzt sind. Was auch immer gerade vor sich geht, es bekommt unsere volle Aufmerksamkeit. Dabei ist es völlig egal, was genau gerade geschieht. Wir können in jeder Situation achtsam sein.

Wenn wir achtsam sind, erleben wir die Welt um uns und in uns viel intensiver. Wir bemerken Dinge, die uns vorher nie aufgefallen sind, aber schon immer da waren. Unser Verhalten, unsere Gewohnheiten, unsere Gedanken und Gefühle, wie die Welt uns beeinflusst und wie wir sie beeinflussen – all das wird glasklar.

Ein natürlicher Zustand

Wer sich schon länger im Achtsamsein übt wird festgestellt haben, dass man allein mit Mühe nicht weit kommt. Achtsamkeit kann nicht mit Anstrengung herbeigezwungen werden. Vielmehr ist es Zustand der auf natürliche Weise entsteht, wenn alles Tun und Bemühen aufgegeben wird.

Der aktive Teil beim Üben von Achtsamkeit besteht also schlicht darin, zu erkennen, wenn man nicht achtsam ist. Oft verliert man sich in Gedanken, Phantasien und Tagträumen und vergisst, wo man gerade ist und was eigentlich vor sich geht. Man verfällt in den Autopilotmodus – fast schon wie ein Schlafwandler. Diese unbewussten Phasen als solche zu erkennen kann schon reichen, um Achtsamkeit zu kultivieren.

Was ist der Unterschied zu Meditation?

In der Meditation geht man deutlich formeller und systematischer vor. Hier haben wir für gewöhnlich eine Technik mit einem genauen Ziel. Das kann zum Beispiel das Kultivieren von liebender Güte (Metta), Konzentration oder eben auch Achtsamkeit sein. Außerdem haben wir beim Meditieren normalerweise ein optimiertes „Setting“, also einen passenden Zeitpunkt und Ort, an dem wir ungestört die Meditationstechnik üben können.

Es gibt viele Arten der Meditation mit unterschiedlichen Zielen. Einige davon sind:

  • Meditation mit dem Atem
  • Meditation mit einem Mantra
  • Meditation mit Visualisierungen
  • Bodyscan Meditation
  • Metta Meditation
  • Gehmeditation
  • Klangmeditation
  • Geführte Meditation

Im Vergleich zu Achtsamkeit kann mit Meditation also eine Vielzahl an Übungen gemeint sein. Achtsamkeit, so wie wir es oben definiert haben, spielt als grundlegende Eigenschaft in diesen zwar immer irgendeine eine Rolle, ist aber selten das alleinige Ziel.

Achtsamkeitsmeditation

Achtsamkeitsmeditationen sind die Meditationsübungen, die gezielt die Fähigkeit der Achtsamkeit entwickeln. In ihnen etabliert man sich selbst als den stillen und in gewisser Weise distanzierten Beobachter, der alle auftauchenden Erfahrungen einfach nur betrachtet.

Dabei begrenzt man den Bereich der Beobachtung meistens erstmal, zum Beispiel auf die Körperempfindungen oder den Atem. Dies hilft dabei, die Achtsamkeit zu stärken und nicht ständig abgelenkt zu werden. Später, wenn die Fähigkeit der Achtsamkeit stabiler geworden ist, weitet man diesen Bereich der Beobachtung dann aus.

Beispiele für diese Art der Meditation sind zum Beispiel das buddhistische Vipassana oder die Übung von Sakshi Bhava aus dem Jnana Yoga.

Achtsamkeit und Meditation sind nicht dasselbe, gehören aber zusammen

Wenn du dich nun fragst, was von beiden wichtiger ist – Achtsamkeit oder Meditation –, gibt es eine ganz klare Antwort: weder noch! Beide gehören zusammen und ergänzen sich perfekt. Wenn du eines von beiden meistern möchtest, kommst du ohne das andere nicht aus. Denn je mehr du meditierst, desto leichter wird es dir fallen, achtsam zu sein. Und je öfter du achtsam bist, desto tiefer werden deine Meditationen sein.

Achtsamkeit und Meditation unterscheiden sich lediglich in ihrer Form und Struktur – im Herzen sind sie eins.

4 Gedanken zu „Der Unterschied zwischen Achtsamkeit und Meditation“

  1. Hallo Valentin,
    mega, Deine präzise Erklärung zu Achtsamkeit und/oder Meditation. Ich denke, man kann keine klare Grenze ziehen, aber leider gibt es immer Besserwisser, die einem erklären wollen, dass zwischen beiden ein „himmelweiter Unterschied“ liegt. Auch „formell“ ist Deine Seite Top. Klasse gemacht – ich hab‘ Dich schon gebookmarkt und werde wiederkommen. 🙂
    VG, Petra

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  2. Hallo 🙂
    super ausführlicher und interessanter Bericht! Für mich sind die Übergänge auf jeden Fall fließend. Und das ist ja auch gut so, denn so kann ich Meditation überall hin „mitnehmen“. Egal, was ich gerade mache oder wo ich gerade bin. Ich mag deine Art zu schreiben. Wirklich angenehm zu lesen! Danke
    Liebe Grüße

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