Die beste Tageszeit zum Meditieren

Jeder meditierende Mensch weiß, wie hilfreich Meditation ist. Man geht gelassener durch den Tag, erlebt Erfahrungen viel intimer und ist insgesamt einfach glücklicher. Auch kennt jeder Meditierende den Unterschied zwischen Tagen, an denen man meditiert hat und Tagen, an denen man es nicht geschafft hat sich hinzusetzen. Der Kontrast kann erschreckend sein.

Und obwohl wir wissen, wie gut das Meditieren uns tut, schaffen wir es doch nicht immer, Zeit dafür zu finden. Manchmal vergessen wir es einfach oder es kommt etwas dazwischen. Wichtig ist daher, dass wir uns bewusst einen Zeitpunkt am Tag heraussuchen, an dem wir uns hinsetzen, die Augen schließen und meditieren. Doch welche Tageszeit ist dafür am besten geeignet?

Auch wenn mir als Antwort auf diese Frage gleich „der Morgen“ in den Sinn kommt, gibt es doch eine genauere Antwort. Diese ist: Es kommt drauf an! Unbefriedigend, ich weiß, aber so ist es.

Heutzutage haben wir Menschen so unterschiedliche Lebensstile und Tagesabläufe, dass es einfach nicht möglich ist, auf diese Frage eine pauschale Antwort zu geben. Jeder hat seinen eigenen Rhythmus, den man nicht fürs Meditieren komplett umkrempeln muss. Vielmehr sollte man die Meditation so in den bestehenden Ablauf integrieren, dass es einen für einen selbst gut funktioniert.

Ein anderer wichtiger Faktor ist unsere Absicht. Warum meditieren wir eigentlich und was ist unser Ziel? Diese Fragen sind wichtig, um herauszufinden, was die beste Zeitpunkt für unsere Meditation ist. Wollen wir während der Arbeit konzentrierter sein? Probieren wir, unsere Schlafstörungen in den Griff zu bekommen? Sind wir an spirituellen Erfahrungen interessiert? Die Antwort auf diese Fragen gibt uns Aufschluss darüber, wann wir meditieren sollten.

Die Vorteile der verschiedenen Tageszeiten

Jede Tageszeit hat ihren ganz eigenen Flair und beeinflusst uns entsprechend während unserer Meditation. Wenn wir noch nichts erlebt haben, gleich nach dem Aufstehen, ist die Meditation anders als nach einem vollgepackten Tag. Und während der Tag voll im Gange ist, fällt eine Meditation auch wieder anders aus.

Der Morgen (nach dem Aufstehen)

In der Einleitung habe ich schon kurz angeteasert, dass der Morgen eine sehr gute Tageszeit für die Meditation ist. Fast jeder der täglich meditierenden Menschen die ich kenne, tut dies am Morgen. Und das hat auch gute Gründe.

Der Morgen hat im Grunde zwei große Vorteile: Gestern ist vorbei und Heute hat noch nicht angefangen. Man befindet sich in einer Art Leere, einem Schwebezustand, in dem alles möglich ist. Der Geist hat noch keine Eindrücke gesammelt, die er verarbeiten muss und der Körper ist noch regeneriert vom Schlaf. Für die Meditation sind das optimale Ausgangsbedingungen.

Meditieren am Morgen bereitet einen außerdem perfekt auf den Tag vor. Wenn man den Tag gleich meditierend beginnt, also mit Bewusstheit und geistiger Klarheit, dann nimmt man diese Eigenschaften mit in den Alltag. So trifft man klügere Entscheidungen, reagiert gelassener auf stressige Situationen und hat kurz gesagt einfach einen besseren Tag.

Der Abend (vor dem Schlafengehen)

Der Abend hat in gewisser Weise den umgekehrten Effekt des Morgens. Man hat zwar über den Tag viele Erfahrungen angesammelt, die der Geist noch verarbeiten muss, aber man kann ihn zumindest, wenn er nicht allzu abenteuerlich war, erstmal abhaken. Man muss sich keine Gedanken mehr darüber machen, was man heute noch zu tun hat und so weiter. Diese Last von den Schultern zu haben kann für die Meditation eine enorme Hilfe sein.

Am Abend zu meditieren beschleunigt diesen geistigen und emotionalen Verarbeitungsprozess auch. Es hilft dabei, über den Tag noch einmal zu reflektieren und dann endlich die Seite umzuschlagen. Dann hat man wie am Morgen diese Leere, in der man komplett frei ist und sich für einen Moment um nichts kümmern muss.

In diesen Zustand vor dem Schlafengehen einzutauchen hat eine unglaublich positive Wirkung auf den Schlaf. Man kann schneller einschlafen, wacht in der Nacht nicht so häufig auf und kommt am nächsten Morgen besser aus dem Bett. Außerdem hat man ein bunteres Traumleben, was natürlich auch nicht schlecht ist.

Ich selbst muss sagen, dass ich das Meditieren am Abend liebe. Irgendwie fällt es zu dieser Tageszeit leichter, wirklich loszulassen und tief zu gehen. Morgens meditiere ich, um mein Bewusstsein zu erwecken und im Alltag gut zu funktionieren. Aber abends kann ich wirklich einfach im absoluten Frieden dasitzen und nichts tun.

Alles dazwischen

Neben dem Morgen und dem Abend gibt es noch viele weitere Tageszeiten, an denen es sich gut meditieren lässt. Man denke an die Mittagspause, den Feierabend oder die Minuten vor einem wichtigen Meeting. Meditation kann man wirklich immer so in den Tag integrieren, dass es ihn verbessert. Dabei ist der Grundsatz: was man vor der Meditation erlebt hat, kann man besser verarbeiten und was man nach der Meditation tut, tut man besser.

Es kann zum Beispiel eine gute Gewohnheit sein, immer nach der Arbeit zu meditieren. Dadurch macht man einen klaren Schnitt und bringt die Arbeit nicht mit nach Hause. Sich stärker seiner Familie oder den Hobbys zuzuwenden fällt dann einfach leichter. Gerade nach einem stressigen Arbeitstag kann man so vermeiden, den restlichen Tag mit dieser angespannten Stimmung zu kontaminieren.

Grundsätzlich kann man jedoch immer meditieren, wenn man einfach mal eine Pause braucht. Schon eine kurze Meditation kann uns wieder geistig frisch machen und wie ein Reset wirken. Ich merke es zum Beispiel, wenn ich lange im Büro vor dem Bildschirm sitze. Ein paar Momente die Augen zu schließen und dem Atem zu folgen kann mich wieder so konzentriert werden lassen, wie ich es am Morgen war.

Gegenüber dem Morgen und dem Abend hat der Tag jedoch den Nachteil, dass sehr viel los ist. Telefone klingeln, Kinder spielen und Autos fahren. Je nachdem, wo du dich befindest, können diese Dinge zu Ablenkungen in der Meditation werden.

Vor dem Essen meditieren

Oft ist der Tag so gestaltet, dass man genau um die Einnahme einer Mahlzeit herum ein freies Zeitfenster hat. Die Frage ist dann, ob man lieber vor oder nach dem Essen meditieren sollte. Und hier ist die Antwort ganz klar: vor dem Essen!

Es ist nicht grundsätzlich verkehrt, nach dem Essen zu meditieren. Für gewöhnlich ist man nach einer Mahlzeit jedoch eher etwas träge und kann sich nicht so gut konzentrieren. Natürlich kommt es darauf an, was und wie viel man isst, aber in der Regel hilft Nahrung im Magen nicht bei der Meditation.

Für viele stellt sich auch die Frage, wie es mit Kaffee aussieht. Kann man nach dem Kaffee trinken meditieren? Ich denke, dass das sehr unterschiedlich ist. Mich selbst macht Kaffee eher unruhig, sowohl körperlich als auch geistig. Ruhig dazusitzen und dem Atem zu folgen scheint nach einer Tasse Kaffee wie eine unnötig große Herausforderung.

Für andere kann das jedoch bestimmt auch zum Vorteil werden. Vielleicht fällt es gerade dadurch leichter, die Konzentration aufrecht zu erhalten und nicht abzudriften. Das Beste wird daher sein, es einfach mal auszuprobieren.

Vor oder nach dem Sport meditieren?

Sport ist ein anderes interessantes Thema. Hier kommt es denke ich auch stark darauf an, was für Sport man macht.

In meiner Erfahrung hat sich gezeigt, dass es sich 20-30 Minuten nach dem Sport, wenn der Stoffwechsel sich wieder normalisiert hat, wunderbar meditieren lässt. Der Körper ist ausgepowert, was auch den Geist ruhiger werden lässt. Außerdem löst man beim Bewegen des Körpers oft Blockaden und Spannungen auf, was das Sitzen und Atmen danach viel leichter macht.

Vor dem Sport zu meditieren ist empfehlenswert, wenn die Sportart Konzentration und Genauigkeit erfordert. Ich denke hier zum Beispiel an Ballsportarten, bei denen man nicht nur den Körper sein Ding machen lässt – wie zum Beispiel beim Ausdauerlauf –, sondern auch strategisch involviert ist. So kann man instinktiv, im Eifer des Gefechts, bessere Entscheidungen treffen.

Finde eine Tageszeit und bleib dabei

Zu welcher Tageszeit du meditieren solltest, hängt letztlich also ganz von deinem Lebensstil und deinen Absichten ab. Wenn du dir darüber einfach mal ein paar Gedanken machst, dann wirst du sicherlich den perfekten Zeitpunkt für deine Mediationen finden. Aber überleg nicht zu viel! Denn am Ende geht es darum, dir einfach die Zeit zu nehmen und dich hinzusetzen.

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