Finde das richtige Meditationsobjekt für dich

Das Meditationsobjekt ist der Mittelpunkt unserer Meditation. Egal wie wir meditieren, wir haben immer ein mehr oder weniger festgelegtes „Objekt“, auf das wir unsere Aufmerksamkeit richten und um das sich unsere Meditation dreht.

„Objekt“ in Anführungszeichen, da ist den meisten Fällen keine tatsächlichen, physischen Objekte sind. Oft handelt es sich bei Meditationsobjekten um klar wahrnehmbare, innere oder äußere Prozesse, Empfindungen oder Vorstellungen. Der Atem ist das beliebteste Meditationsobjekt, da er viele Dinge ineinander vereint. Aber dazu später mehr.

Ein Meditationsobjekt hilft uns dabei, eine starke geistige Konzentration zu kultivieren. Nur so schaffen wir es, uns durch unsere Gedanken- und Emotionswelt hindurch zu navigieren, ohne uns von ihr ablenken zu lassen. Das Meditationsobjekt ist der Pfeiler, der uns fest im Hier und Jetzt verankert.

Was gibt es bei der Auswahl zu beachten?

Die Wahl eines passendes Meditationsobjektes ist von großer Bedeutung. Es sollte etwas sein, dass uns auf eine subtile Art und Weise begeistert und dazu motiviert, es in unserer Meditation zu erkunden. Wir sollten eine gewisse Beziehung zu dem Objekt haben; nicht unbedingt in einem persönlichen oder rationalen Sinne, sondern vom Gefühl her. Unser Meditationsobjekt sollte sich „richtig“ anfühlen und zu uns passen. Das ist das Wichtigste.

Das Meditationsobjekt ist der Punkt, um den sich während der Meditation unsere Aufmerksamkeit dreht. Da wir viel Zeit mit ihm verbringen und es genau erkunden werden, sollten wir gefallen daran haben. Wichtiger als die Empfehlungen von anderen ist daher dein eigenes Interesse daran.

Im Folgenden werde ich dir all die bekannten Meditationsobjekte vorstellen, die es so gibt. Beim Lesen wirst du schon einige für dich fest ausschließen können, während andere in die engere Wahl kommen. Welches es dann letztlich wird, findest du nur in der Praxis heraus. Nimm dir daher deine Favoriten und verbringe etwas Zeit mit ihnen, schaue was funktioniert und was nicht und entscheide dich erst dann.

Wenn du deine Wahl getroffen hast, solltest du zumindest einige Zeit mit diesem Meditationsobjekt meditieren. Das Meditationsobjekt zu wechseln ist immer wieder ein Dämpfer in der eigenen Praxis. Deshalb es wichtig ist, dass wir uns anfangs für eines entscheiden und dann erst mal dabei bleiben.

Was gibt es für Meditationsobjekte?

Unzählige Dinge können als Meditationsobjekt dienen. Sie können sehr allgemein, aber auch sehr individuell und persönlich sein. Meditationsobjekte müssen keine »festen« Dinge sein, sondern sich spielerisch und dynamisch der Meditation anpassen.

Der Atem

Der Atem ist das beliebteste Meditationsobjekt – und das zurecht wie ich finde. Ich selbst meditiere hauptsächlich mit dem Atem und bin davon überzeugt, dass man mit ihm nichts falsch machen kann.

Das Besondere am Atem ist, dass er sowohl körperlich spürbar ist, als auch gewisse geistige und emotionale Aspekte hat. Atmen ist nicht einfach nur ein fader körperlicher Prozess. Der Atem ermöglicht uns das Leben und beeinflusst jede Ebene unserer Erfahrung.

Mit dem Atem zu meditieren ist kinderleicht. Atmen tun wir so oder so, ganz von allein. Wir müssen nichts aktiv dafür tun. Die Meditation mit dem Atem als Meditationsobjekt ist daher in der Regel komplett passiv: Wir lassen ihn einfach geschehen und beobachten ihn, ohne ihn zu beeinflussen.

Der ganze Körper

Auch unser ganzer Körper (samt Atem) kann als Meditationsobjekt dienen. Das Tolle hier ist, dass es da wirklich viel zu erkunden gibt. Jeden Moment geschehen so viele Vorgänge in unserem Körper, dass wir die meisten davon gar nicht mehr bewusst wahrnehmen.

Beim Meditieren mit dem ganzen Körper können wir diese verborgenen Prozesse wieder ins Bewusstsein bringen und erkunden. Das ist nicht nur spannend, sondern hilft uns auch dabei, nach Innen zu schauen und zu fühlen.

Gleichzeitig lernen wir, Gleichmut gegenüber Empfindungen aufzubauen – ob sie nun angenehm oder unangenehm sind. Wir lernen ganz sachlich und objektiv mit Wahrnehmungen umzugehen.

Wenn du mit dem ganzen Körper als Meditationsobjekt praktizieren möchtest, könnte Vipassana-Meditation genau das Richtige für dich sein.

Ein Chakra (bestimmter Bereich im Körper)

Mit Chakras können viele Leute nichts anfangen. In unserer westlichen Gesundheitslehre spielen solche „Energiezentren“ noch keine wirkliche Rolle und werden eher als Hokus Pokus betrachtet. In östlichen Gesundheitslehren wie der traditionell chinesischen Medizin oder dem indischen Ayurveda sind sie eine Selbstverständlichkeit.

Doch Begrifflichkeiten spielen keine Rolle. Wo wir uns alle einig sein können: Es gibt Bereiche im Körper, die wir mit bestimmten Eigenschaften assoziieren. Das Herz zum Beispiel wird auch bei uns als das Zentrum der Emotionen angesehen. Hier fühlen wir Liebe, Kummer, Freude.

Den Kopf sehen wir eher als das Rationale und Sachliche. Hier denken wir, untersuchen wir, wägen ab und treffen Entscheidungen. Die Bauchregion wird gerne als Sitz von Mut, Durchsetzungsvermögen und Willenskraft bezeichnet. So ist es bei uns, als auch in anderen Kulturen.

Eines dieser Bereiche können wir auch zum Objekt unserer Meditation machen. Uns auf einen bestimmten Bereich zu konzentrieren, kann die Eigenschaften und Gaben wachrütteln, die in ihm angelegt sind.

Fehlt es dir an Empathie und Mitgefühl, dann ist das Meditieren mit dem Herz eine wunderbare Sache. Brauchst du Mut und Stabilität, dann probiere es mit dem Bauch. Bei Mangel von Ideen oder geistiger Schläfrigkeit kann die Mitte des Kopfes helfen.

Chakra Meditation ist ein Thema, über das es noch viel zu sagen gibt. Aber die verschiedenen Bereiche zu kennen und mal in der Meditation in sie hineinzufühlen, kann ein sehr guter Anfang sein. Vielleicht stellst du fest, dass eines dieser Bereiche das perfekte Meditationsobjekt für dich ist.

Ein Mantra oder eine Affirmation

Kurze Aussagen, Silben oder Worte wie Mantras oder Affirmationen sind ebenfalls sehr beliebte Meditationsobjekte. Mit Mantras zu meditieren hat einen sehr praktischen und einfachen Charakter; man wiederholt die Aussage oder den Laut einfach immer und immer wieder im Geist. Wenn man in Gedanken abschweift und das Mantra vergisst, kehrt man einfach zum Wiederholen zurück.

Es trainiert die Konzentration auf eine andere Art und Weise wie z.B. bei der Meditation mit dem Atem, da hier der Konzentration eine gewisse Aktivität vorausgeht. Das Mantra oder die Affirmation muss erst erzeugt werden und ist nicht von selbst schon da. Diese Art der Meditation ist also eher aktiv und weniger beobachtend. Das kann gerade am Anfang der Meditationskarriere und bei einem schwer unter Kontrolle zu bringenden Geist sehr hilfreich sein.

Mantras und Affirmationen haben außerdem den Vorteil, dass sie gewisse Eigenschaften in sich tragen. Die Worte und Laute prägen unser Denken und verfestigen sich nach und nach im Unterbewusstsein. Bei der Wahl eines Mantras oder einer Affirmation ist es daher wichtig, dass wir etwas für uns wählen, dass sich von der Aussage (und auch vom Klang) her stimmig anfühlt.

Eine religiöse oder philosophische Vorstellung

Auch religiöse oder philosophische Konzepte können als Meditationsobjekt dienen. Diese Art der Kontemplation dient vor allem dem Finden von Antworten auf existentielle Fragen. Auch kann die Meditation so in ein Gebet oder eine andere spirituelle Übung übergehen.

So eine Vorstellung als Meditationsobjekt zu verwenden ist eine sehr persönliche und individuelle Angelegenheit. Grundsätzlich ist dahingehend alles möglich und es kommt ganz darauf an, was dein Ziel und deine Absicht ist. Zur festen Meditationspraxis empfehle ich diese Art als Objekt jedoch nicht, es sei denn, du weißt genau, was du tust.

Ein visualisiertes inneres Bild

Innere Bilder und visuelle Vorstellungen können auch sehr gut zum Meditieren verwendet werden. Hier ist grundsätzlich alles möglich, was deine Fantasie zulässt. Sinnvoll ist es, wenn das Bild a) nicht zu komplex und b) ein positives Gefühl in dir auslöst. Beliebt sind z.B. farbige geometrische Formen, einfache Mandalas, Lotusblüten oder Bilder von Personen, die dein spirituelles Ideal symbolisieren (Jesus, Buddha, Krishna, …).

Ein äußeres Objekt oder Bild

Mit äußeren Bildern und Objekten ist es ähnlich wie mit inneren Bildern. Es ist gut, wenn du eine persönliche Beziehung und ein gutes Gefühl zu dem gewählten Bild oder Objekt hast, mit dem du meditieren möchtest.

Grundsätzlich ist hier alles möglich: Ein Gemälde, ein Foto, ein Baum, ein Berg, ein Stein, eine Vase, ein Wort auf Papier geschrieben, … Auch hier sind deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt, doch nützt es nichts, zu ausgefallen zu werden. Wichtig ist, dass du dich auf das Objekt oder das Bild konzentrieren und wirklich zum Mittelpunkt deiner Meditation machen kannst.

Kann man auch ohne Meditationsobjekt meditieren?

Ein Meditationsobjekt haben wir eigentlich immer. Der Mittelpunkt unserer Meditation kann sehr abstrakt werden, sodass man irgendwann nicht mehr von Objekt sprechen kann. Dennoch gibt es in der Regel immer etwas, dass im Mittelpunkt steht und um das sich unsere Meditation dreht.

So ist es auch bei der objektlosen Meditation. Bei ihr ist das „Objekt“ eben das „Objektlose“, die Leere, das Nichts. Dennoch ist es in gewisser Weise etwas, dass unserer Meditation eine Richtung gibt.

Um diese objektlose oder auch formlose Meditation zu praktizieren, solltest du bereits ein starkes Konzentrationsvermögen und eine gute Vorstellungskraft besitzen. Wenn du das „Nichts“ noch nie erfahren hast und dir darunter nichts vorstellen kannst, dann ist die formlose Meditation ungeeignet. Generell empfiehlt es sich nicht, als Anfänger auf diese Weise zu meditieren, da es keine wirkliche Anleitung diesbezüglich gibt.

Ein Ansatz wäre, mithilfe der Weite des Himmels, der Schwärze des Universums und der Vorstellung von Unendlichkeit zu meditieren. Letztlich ist das Ziel der formlosen Meditation jedoch gar keine Vorstellungen zu haben, keine Konzepte, keine Gedanken, nichts.

Diese geistige Stille erfahren wir jedoch am besten, indem wir mit einem Meditationsobjekt beginnen. Gleich die schwierigste aller Disziplinen zu wählen, ist in den wenigsten Vorhaben die beste Idee.

Gehe im Zweifel mit dem Atem

Wenn du dir nicht sicher bist, welches Meditationsobjekt das geeignetste für dich ist, dann gehe mit dem Atem. Der Atem ist immer da und kann uns zu jederzeit in das Hier und Jetzt zurückbringen. Wir müssen ihn einfach nur fühlen bzw. uns daran erinnern, dass er da ist.

Doch ganz egal für welches Meditationsobjekt du dich entscheidest: Gib ihm etwas Zeit und springe nicht gleich zum nächsten. Meditieren funktioniert nicht gleich beim ersten Mal. Es erfordert Geduld und vor allem Regelmäßigkeit beim Üben, um die Wirkung eines Meditationsobjektes voll entfalten lassen zu können.

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